Der Auftrag des Cedefop

Das Cedefop verfolgt das Ziel, die berufliche Aus- und Weiterbildung durch wirkungsvolle politische Maßnahmen zu verbessern, und nimmt dabei eine Schlüsselrolle bei der europäischen Zusammenarbeit ein. Der Auftrag des Cedefop gemäß der überarbeiteten Gründungsverordnung von 2019 (zur Aufhebung der Verordnung (EWG) Nr. 337/75, geändert durch Verordnung (EG) Nr. 2051/2004) entspricht dem trilateralen Grundsatz, der die Grundlage für ein erfolgreiche berufliche Aus- und Weiterbildung bildet, und definiert die wichtigsten Partnerschaften des Cedefop.

Im Rahmen dieses Auftrags unterstützt das Cedefop die Förderung, Entwicklung und Umsetzung von Maßnahmen der Union auf dem Gebiet der beruflichen Aus- und Weiterbildung sowie Kompetenzen und Qualifikationen, indem es mit der Kommission, den Mitgliedstaaten und den Sozialpartnern zusammenarbeitet. Zu diesem Zweck fördert und verbreitet das Cedefop Wissen, stellt für die Politikgestaltung Nachweise und Dienstleistungen für die Politikgestaltung, einschließlich forschungsbasierter Schlussfolgerungen, zur Verfügung und erleichtert den Wissensaustausch zwischen den Akteuren auf Unionsebene und nationaler Ebene.

In seinem Auftrag spiegeln sich die Entwicklung des Cedefop als Organisation und sein wachsendes Portfolio an Aktivitäten wider. Seit der Gründung im Jahr 1975 hat das Fachwissen des Cedefop an Tiefe und Breite gewonnen, so wie sich auch die Zusammenarbeit zwischen der Europäischen Kommission, den Mitgliedstaaten und den Sozialpartnern im Bereich der Politik zur beruflichen Aus- und Weiterbildung und der beruflichen Kompetenzen und Qualifikationen verstärkt hat und differenzierter geworden ist. Für die Festlegung künftiger strategischer Prioritäten ist es erforderlich, eine Vorstellung von der Entwicklung der beruflichen Aus- und Weiterbildung sowie von dem Beitrag und der Rolle des Cedefop in diesem Zusammenhang zu bekommen.

Der Beginn der systematischen Zusammenarbeit im Bereich der beruflichen Aus- und Weiterbildung auf europäischer Ebene im Jahr 2002 (der sogenannte Kopenhagen-Prozess) hat zu einer Einigung auf gemeinsame politische Zielsetzungen geführt, die sich auf Indikatoren und auf ein regelmäßiges Monitoring stützen. Vor diesem Hintergrund wurde eine Reihe europäischer Instrumente eingeführt, um die Mobilität der Lernenden, die Qualität von Berufsbildungsprogrammen und ein besseres Verständnis in Bezug auf Qualifikationen zu unterstützen. Die einzelnen Ländern haben daran gearbeitet, gemeinsame Prioritäten festzulegen, um die berufliche Aus- und Weiterbildung relevanter und attraktiver für die Bevölkerung und für Arbeitgeber zu gestalten. Die europäische Zusammenarbeit in diesem Bereich hat das öffentliche Bewusstsein für die beruflichen Aus- und Weiterbildung verstärkt und ermöglicht so die Unterstützung wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Transformationsprozesse, einschließlich des digitalen und ökologischen Wandels.

Das Cedefop hat einen wesentlichen Beitrag zu dieser Entwicklung geleistet. So hat es die Erarbeitung und Umsetzung wichtiger Instrumente auf der europäischen Ebene vorgeschlagen und unmittelbar unterstützt. Das Fachwissen des Cedefop hat zur Gestaltung des Europäischen Qualifikationsrahmens (EQR) beigetragen und die Entwicklung damit verbundener nationaler Qualifikationsrahmen (NQR) unterstützt, wodurch die länderübergreifende Vergleichbarkeit von Qualifikationen erleichtert wurde. Durch die Unterstützung des Übergangs zur Ausrichtung von Lehrplänen und Qualifikationen an Lernergebnissen hat das Cedefop einen Beitrag dazu geleistet, neue Möglichkeiten für die Validierung nichtformalen und informellen Lernens und für den Erwerb von Qualifikationen zu eröffnen. Im Rahmen seiner Berichterstattung hat es die Umsetzung von Prioritäten der europäischen Politik im Bereich der beruflichen Aus- und Weiterbildung überwacht, geprüft und in beratender Funktion begleitet und so an der Ausrichtung politischer Maßnahmen mitgewirkt.

Dank der Analysen und Forschungsaktivitäten des Cedefop ist es gelungen, die Stärken und Schwächen verschiedener Systeme der beruflichen Aus- und Weiterbildung besser zu verstehen und Erkenntnisse über ihren gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und persönlichen Nutzen zu gewinnen. Die evidenzbasierten Informationen und Analysen des Cedefop haben die Länder und Sozialpartner in ihren Bemühungen unterstützt, arbeitsbasiertes Lernen, einschließlich hochwertiger und zielführender Ausbildungsmöglichkeiten, auszuweiten. Mit seinen analytischen Kapazitäten und seiner Expertise in Bezug auf lebenslange Beratung, Validierung von Kompetenzen und Finanzierung der beruflichen Aus- und Weiterbildung hilft das Cedefop den Ländern und Sozialpartnern dabei, Strategien für die berufliche Weiterbildung von Menschen mit geringen Qualifikationen zu entwickeln und die europäische Säule sozialer Rechte umzusetzen.

Um sachkundige Informationen für die Politik im Bereich der beruflichen Aus- und Weiterbildung und die Bereitstellung von beruflicher Bildung sowie im weiteren Sinne für die individuelle Bildung und die Karriereplanung bereitzustellen, hat das Cedefop EU-weite Ansätze entwickelt, die es ermöglichen sollen, das vorhandene Angebot und den bestehenden Bedarf an Kompetenzen zu verstehen und zukünftige Entwicklungen vorausschauend zu antizipieren. Die Auseinandersetzung mit Daten über den Arbeitsmarkt und über berufliche Kompetenzen sowie mit dem Beziehungsgeflecht zwischen Arbeitsplätzen, Kompetenzen und Qualifikationen ermöglicht eine bessere Gestaltung der Politik im Bereich der beruflichen Aus- und Weiterbildung und eine proaktive Modernisierung von Strukturen der beruflichen Aus- und Weiterbildung. Das Ziel besteht hierbei darin, die Beschäftigungsfähigkeit von Lernenden und Arbeitnehmern sowie die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen nachhaltig zu steigern. Diese Arbeit des Cedefop hat dazu beigetragen, dass das Verständnis von beruflicher Aus- und Weiterbildung im öffentlichen Bewusstsein mittlerweile über Aus- und Weiterbildungs- sowie Beschäftigungspolitik hinausgeht – auch dank seiner Auseinandersetzung mit grünen Kompetenzen und seiner Aktivitäten rund um die Digitalisierung, künstliche Intelligenz und die Arbeitsperspektiven der Zukunft.

Die Aktivitäten des Cedefop als Wissensvermittler vernetzen politische Entscheidungsträger, Sozialpartner, Forscher, Experten und andere Akteure aus der gesamten Europäischen Union sowie aus Island und Norwegen miteinander, die mit der beruflichen Aus- und Weiterbildung und dem Arbeitsmarkt befasst sind und nationale, regionale und branchenspezifische Interessen vertreten. Damit soll die bestehende Wissensbasis zu Themen betreffend berufliche Aus- und Weiterbildung vertieft und erweitert werden. Die Netzwerke des Cedefop liefern Fakten und Informationen zu verschiedenen Bereichen der Politik der beruflichen Aus- und Weiterbildung und helfen bei ihrer Auswertung; sie überwachen die Entwicklungen in den jeweiligen Ländern und unterstützen die Agentur bei ihren umfangreichen und vielseitigen Aktivitäten zur Verbreitung solcher Informationen. Dadurch wird auch die Kommission bei ihrer Arbeit im Rahmen des Europäischen Semesters unterstützt.

Mit der überarbeiteten Verordnung von 2019 wurde formell anerkannt, dass die Perspektive des Cedefop im Laufe der Zeit und in Reaktion auf die Bedürfnisse seiner Partner ausgeweitet wurde, sodass mittlerweile auch Kompetenzen und Qualifikationen berücksichtigt werden, die über die traditionellen Grenzen der beruflichen Aus- und Weiterbildung hinausgehen. Zu den Aktivitäten, die nach und nach zentrale Tätigkeitsfelder der Agentur geworden sind, zählen etwa die Arbeit am EQR und an europäischen Instrumenten, die Analyse von Systemen der beruflichen Aus- und Weiterbildung und von einschlägigen politischen Maßnahmen, Lehrlingsausbildung und Möglichkeiten der Weiterbildung von Erwachsenen sowie Prognosen und Datensammlungen zu beruflichen Kompetenzen.

Die Fähigkeit, eine europäische und fachübergreifende Perspektive zum Thema berufliche Aus- und Weiterbildung sowie zur Arbeitsmarktanalyse zu gewährleisten, die zur Bewältigung nationaler Herausforderungen beiträgt, ist das Alleinstellungsmerkmal des Cedefop. Als außergewöhnliches Forum auf der europäischen Ebene für den Austausch und die Erörterung von Erfahrungen und Ideen zur Verbesserung der beruflichen Aus- und Weiterbildung ist das Cedefop ein zentraler Akteur in der europäischen Zusammenarbeit im Bereich berufliche Aus- und Weiterbildung sowie berufliche Kompetenzen und Qualifikationen. Die Agentur hat zudem das politische Programm der Europäischen Union in Bezug auf die berufliche Aus- und Weiterbildung im Laufe der letzten zwei Jahrzehnte nachhaltig geprägt und wird es auch in den kommenden Jahren weiter mitgestalten.