Die Kenntnisse, die ein Berufsberater zur Arbeit mit Arbeitsmarktinformationen benötigt, stehen im Zusammenhang mit dem Auffinden von Arbeitsmarktinformationen, der Beurteilung ihrer Qualität, der Integration in Beratungsmaßnahmen und dem Beitrag zur Verbesserung von Arbeitsmarktinformations-Instrumenten für die lebensbegleitende Beratung.

Als Berufsberater sollten sie über folgende Kenntnisse verfügen und folgende Aufgaben erfüllen können:

  • Mit dem Konzept der Arbeitsmarktinformation für lebensbegleitende Beratung vertraut sein
  • Mit verschiedenen Arbeitsumgebungen vertraut sein: öffentlicher Sektor, privater Sektor, Unternehmertum.
  • Nach Arbeitsmarktinformationen suchen können
  • Die Quellen von Arbeitsmarktinformationen überprüfen können: Was sind zuverlässige Quellen hoher Qualität?
  • Zentrale Anlaufstellen, ein Portfolio von Schlüsselquellen von Arbeitsmarktinformationen zur Unterstützung Ihrer Alltagsarbeit, schaffen können
  • Die entsprechenden Arbeitsmarktinformationen für die verschiedenen Kundengruppen auswählen können
  • Die Arbeitsmarktinformationen verstehen und interpretieren können
  • Kunden auf Quellen und Tools hoher Qualität hinweisen können
  • Menschen vermitteln können, wie sie Arbeitsmarktinformationen unabhängiger nutzen können
  • Kunden auf Grundlage von Arbeitsmarktinformationen anweisen zu können (Auswahl von Arbeitsmarktinformationen und wirksame Überarbeitung für die Kunden)
  • IKT-Fähigkeiten: digitale Kompetenz und neue Kommunikationsgewohnheiten..., Kenntnis davon, wie Nutzer neue Technologien in ihr Leben integrieren und wie man die Verbreitung von Arbeitsmarktinformationen entsprechend anpasst
  • Arbeiten mit neuen Mitteln der Kommunikation, Arbeiten mit neuen Technologien

Wie können Sie diese Fähigkeiten erwerben? Es existieren verschiedene Wege, Sie beim Erlernen und Aktualisieren der Fähigkeiten zu unterstützen:

  • Grundlegende Einblicke in Arbeitsmarktinformationen für die Beratung können durch Nutzung dieses Toolkits und der in ihm enthaltenen Trainingsmaterialien gewonnen werden
  • Sie können an Workshops und Seminaren zu Arbeitsmarktthemen teilnehmen. Diese können von Verbänden der Sektoren, Personalvermittlungsunternehmen, den öffentlichen Arbeitsvermittlungen usw. veranstaltet werden. Darüber hinaus können Sie zusätzliche interne oder externe Schulungen besuchen. Professionelle Netze für Berufsberater bieten zusätzliche Maßnahmen. Interessant ist auch der Erfahrungsaustausch zwischen Berufsberatern innerhalb oder außerhalb Ihres Trägers.
  • Ältere Erfahrungen als Berufsberater oder in einem anderen Beruf können von Nutzen sein
  • Networking: Kontakte zu lokalen Arbeitgebern und Netzwerken von Arbeitgebern aufzubauen, ist ein weiterer Weg, das Ohr am Puls des Arbeitsmarkts der Region zu haben und das Arbeitsmarktinformationsnetz des Berufsberaters auszudehnen. Nehmen Sie Kontakte zu lokalen Beschäftigungspartnerschaften auf oder arbeiten sie mit Verbänden der Sektoren zusammen, kooperieren Sie mit öffentlichen oder privaten Arbeitsvermittlungen, nehmen Sie an Fortbildungen teil, teilen Sie Ihre Erfahrungen mit anderen Berufsberatern, besuchen Sie Betriebe usw. 
  • Ein weiteres Element, das zur Entwicklung von Qualifikationen beiträgt, ist die Selbstevaluierung. Finden Sie heraus, was in der Praxis Ihrer Beratungstätigkeit am meisten zur Integration von Arbeitsmarktinformationen beiträgt. Was tut das nicht?     Warum? Diese Einsicht kann Ihnen dabei helfen, die Verwendung von Arbeitsmarktinformationen in der lebensbegleitenden Beratung zu verbessern.
  • Ist die Kompetenz hinsichtlich der Verwendung von Arbeitsmarktinformation bei Ihrem Träger nicht ausreichend, machen Sie Ihr Management darauf aufmerksam, wie ausschlaggebend eine Investition in die Fähigkeiten und Qualifikationen im Zusammenhang mit der Nutzung und Integration von Arbeitsmarktinformationen ist.
 
INITIATIVEN, DIE BERUFSBERATER BEI DER NUTZUNG VON ARBEITSMARKTINFORMATIONEN UNTERSTÜTZEN
 
LEBENSBEGLEITENDE BERATUNG MIT STARKER BETEILIGUNG LOKALER INTERESSENGRUPPEN

Arbeitsmarktinformationen sollten im Berufsbild und in den Stellenbeschreibungen von Berufsberatern als Schlüsselaufgabe oder -qualifikation enthalten sein. Das von Cedefop entwickelte Berufsbild findet sich in dem hier genannten Dokument. Arbeitsmarktinformationen sind außerdem ein Schlüsselelement in den europäischen Leitlinien zur lebensbegleitenden Beratung.

Was ist die theoretische Basis von lebensbegleitender Beratung, IKT und Arbeitsmarktinformation?

Das Konzept für Berufsberater zur lebensbegleitenden Beratung reflektiert theoretische Ansätze. Es ist von Nutzen, mehr über diese Ansätze zu erfahren und sich selbst in diesem Feld zu positionieren. Darüber hinaus kann neue Forschung neue Erkenntnisse bringen. Bei Interesse können Sie die Arbeit verschiedener Experten auf diesem Gebiet über Publikationen, Kongresse, Blogs usw. verfolgen.

Im Folgenden gewinnen Sie einige interessante Einsichten in die Perspektiven der wissenschaftlichen Forschung.

Typologie von IKT-basierten Quellen für die lebensbegleitende Beratung

Die bisher bestehenden europäischen IKT-basierten Quellen im Bereich der Berufsinformation und -beratung wurden von M. Offer nach dem Vorbild des von Law und Watts (1977) entworfenen DOTS-Modells klassifiziert.

Offer, M., 1997, A Review of the Use of Computer-Assisted Guidance and the Internet in Europe, National Centre for Guidance in Education, Dublin.

OECD, Watts, A.G, 2001. The Role Of Information And Communication Technologies In An Integrated Career Information And Guidance System

 
TYPOLOGIE DER IKT-BASIERTEN QUELLEN FÜR LEBENSBEGLEITENDE BERATUNG

Lernen, Entscheidungen zu treffen

Ressourcen, die sich damit beschäftigen, das Treffen von Entscheidungen zu lernen, umfassen Abgleichsysteme, die es dem Nutzer gestatten, sein persönliches Profil mit den relevanten Bildungs- oder Arbeitsmöglichkeiten zu verknüpfen. Das Ergebnis ist eine Liste der Möglichkeiten, die dem Profil am ehesten entsprechen. Dazu gehören auch inhaltsneutrale Entscheidungsfindungsressourcen, die dazu konzipiert sind, Nutzern dabei zu helfen, verschiedene Optionen auf systematische Weise zu erkunden, indem sie den Wunsch nach einer bestimmten Option gegen die Wahrscheinlichkeit, diese zu erreichen, abwägen.

Chancenbewustsein

Ressourcen, die sich dem Chancenbewustsein widmen, schließen Datenbanken zu Bildungs- und/oder Berufsmöglichkeiten mit Suchmöglichkeiten nach an die Bedürfnisse der Nutzer angepassten Kriterien ein. Die Datenbanken können folgende Themen abdecken: Bildungs-/Ausbildungsinstitutionen oder Studiengänge, Berufe, Arbeitgeber oder Stellenangebote, Möglichkeiten für Freiwilligenarbeit und Informationen zur Selbstständigkeit. Einige von ihnen schließen relevante Arbeitsmarktinformationen zu Angebot und Nachfrage ein. Es existieren Beispiele von Arbeitssimulationen, die es dem Nutzer ermöglichen, bestimmte Beschäftigungsfelder auf experimentelle Weise zu erkunden.

Eigenwahrnehmung

Ressourcen zur Eigenwahrnehmung wurden entwickelt, um dem Nutzer bei der Selbstbeurteilung zu helfen und ein Profil zu entwickeln, das mit in Betracht kommenden Bildungs- und Arbeitsmöglichkeiten abgeglichen werden kann. Die Ressourcen erstrecken sich von einfachen Fragebögen zur Eigenwahrnehmung bis hin zu psychometrischen Tests; sie schließen darüber hinaus stärker ergebnisoffene „Brainstormingansätze“ ein.

Übergangslernen

Schließlich unterstützen Ressourcen zum Übergangslernen die Nutzer bei der Umsetzung ihrer Entscheidungen. Das kann eine Unterstützung von Aktionsplänen einschließen, aber auch Hilfe bei der Erstellung eines Lebenslaufs, beim Ausfüllen von Bewerbungsformularen und der Vorbereitung auf Vorstellungsgespräche; darüber hinaus können die Ressourcen Hilfestellung bei der Finanzierungssicherung für Lernangebote oder für die Selbstständigkeit leisten.

Zentrale Anlaufstelle

Nach einer aktuellen Studie von Manipal City & Guilds, die den Prozess der Schaffung eines robusteren und besser anwendbaren Arbeitsmarktinformationssystems in Indien diskutiert, sollten alle Informationen/Datenströme aus den unterschiedlichsten Quellen in einem vereinten Informationssystem zusammengefasst werden. Dieses vereinte Informationssystem sollte über ein zentrales, leicht erreichbares und nutzerfreundliches Interface (z. B. ein Web-Portal) zugänglich sein.

 
Beispiel für vereinte Informationssysteme mit einer großen Bandbreite an Datenquellen

http://www.lmiforall.org.uk/

Manipal City & Guilds (2013), Towards a More Effective Labour Market Information System in India.ILO DWT for South Asia & Country Office for India.

Auf dem Weg zum gemeinsamen Entwickeln („Co-Careering“)

Soziale Medien können in der lebensbegleitenden Beratung zu verschiedenen Zwecken verwendet werden und haben unterschiedliche Funktionen, die Einfluss auf die gelieferte Dienstleistung haben. Siehe Kettunen et. al. (2015). In dieser Studie werden 4 verschiedene Funktionen für soziale Medien in der Laufbahnberatung ermittelt. Erstens können soziale Medien in der Laufbahnberatung einfach nur verwendet werden, um Informationen zu übermitteln. Zweitens können sie in einem weitergehenden Schritt als Medium für eine Eins-zu-eins-Kommunikation verstanden werden. Drittens können soziale Medien als interaktiver Arbeitsraum gesehen werden. Zu guter Letzt gelten soziale Medien als Möglichkeit für „Co-Careering“, bei dem gemeinsame Fachkompetenz und sinnvoller gemeinsamer Laufbahnaufbau auf verschiedene Mitglieder der Community aufgeteilt werden.

Kettunen, J. Sampson, J., Vuorinen, R. (2015), Career practitioners’ conceptions of competency for social media in career services, University of Jyväskylä

Digitale Kluft

Ein anderer bedeutender Aspekt, der oft im Fokus der Literatur zur IKT in der lebensbegleitenden Beratung im Allgemeinen und in den sozialen Medien und der Berufsberatung im Speziellen steht, ist die digitale Kluft (siehe Bimrose et al. (2010), Sampson et al. (2015)). Die sog. Erste Digitale Kluft bezieht sich darauf, dass innerhalb verschiedener Bevölkerungsgruppen Unterschiede hinsichtlich des Zugangs zu Computern und dem Internet bestehen. Der kontinuierliche Ausbau von Informations- und Kommunikationstechnologien hat für weitere Ungleichheiten gesorgt, dieses Mal in der Art und Weise, wie IKT eingesetzt wird. Zahlreiche Autoren haben dies als „Zweite Digitale Kluft“ bezeichnet. Das Konzept geht von einem fließenden Übergang vom IKT-Zugang zur IKT-Nutzung aus.

Bimrose, J., Barnes, S. (2010). Labour Market Information (LMI), Information Communications and Technologies (ICT) and Information, Advice and Guidance (IAG): The way forward? Wath-upon-Dearne: UK Commission for Employment and Skills.

Bimrose, J., Barnes, S.-A., & Atwell, G. (2010). An investigation into the skills needed by Connexions personal advisers to develop internet-based guidance. Reading: CfBT Education Trust.

Kettunen, J. Sampson, J., Vuorinen, R. (2015). Career practitioners’ conceptions of competency for social media in career services. University of Jyväskylä

Soziale Medien in der Kontaktarbeit

Als Kontaktarbeit auf dem Arbeitsmarkt können alle Maßnahmen bezeichnet werden, die andere als die traditionellen ‚Kunden‘, etwaNichterwerbstätige, nicht registrierte Jugendliche, Migranten oder Menschen mit Behinderungen usw., ermitteln und unterstützen. Im Rahmen der Kontaktarbeit können eine ganze Reihe von Maßnahmen Anwendung finden. Hall et al. (2015) haben abhängig von der Intensität der Intervention sieben verschiedene Methoden der Kontaktarbeit erarbeitet.

Soziale Netzwerke können ein zugängliches und leistungsstarkes Toolkit bei der Bewerbung und Herausstellung bestimmter Dienstleistungen wie der Laufbahnberatung sein. Kontaktarbeiter betonen oft, dass die Nutzung sozialer Medien eine der wichtigsten Kommunikationskanäle zu nicht registrierten Jugendlichen ist, da sie zu den ‚konstanten‘ Faktoren ihres Lebens gehört (Hall et al. (2015)). Darüber hinaus können soziale Medien dafür genutzt werden, Veranstaltungen zu organisieren, und sind mit einer Reihe operativer Vorteile verbunden. Die Informationen in den sozialen Medien können schnell aktualisiert und hinsichtlich Inhalt und Sprache auf bestimmte Zielgruppen zugeschnitten werden. Aufgrund der Kosteneffizienz dieser Methode kann eine große Zahl von Menschen erreicht werden. Trotz dieser Vorteile müssen Berufsberater berücksichtigen, dass nicht alle Kunden über ausreichende IT-Kenntnisse verfügen, um diese Dienste zu nutzen.

Hall, AM., Metcalfe, H., Irving, P. (2015) PES practices for the outreach and activation of NEETs. European Commission, DG Employment, Social Affairs and Inclusion, Brussels.