Demografie und Wirtschaft beeinflussen die Beschäftigungsentwicklung

Deutschland ist neben Frankreich, Österreich, Schweden und dem Vereinigten Königreich eines von mehreren Ländern, die heute einen höheren Beschäftigungsstand aufweisen als vor der Wirtschaftskrise. Dennoch sagen Prognosen für Deutschland bis 2025 vorläufig einen Beschäftigungsrückgang voraus – und das trotz des Wirtschaftswachstums. Grund: das sinkende Arbeitskräfteangebot (Abbildung 1). Wie sich der derzeitige Flüchtlingszustrom auf die Gesamtbeschäftigung auswirken wird, ist dabei noch nicht absehbar.

Abbildung 1. Früherer und prognostizierter Beschäftigungsstand, Deutschland (in Millionen)

Quelle: Qualifikationsprognosen des Cedefop (2015).

Die Gesamtzahl der prognostizierten Beschäftigungsmöglichkeiten in Deutschland setzt sich laut Cedefop – der mit Berufsbildung und Arbeitsmarktanalyse befassten EU-Agentur – aus neu geschaffenen Arbeitsplätzen und aus aufgrund von Wechsel oder Verrentung frei werdenden Stellen zusammen. Während bis 2025 90 % der Beschäftigungsmöglichkeiten in Europa dadurch entstehen, dass Arbeitskräfte ersetzt werden müssen, so die Prognose des Cedefop, werden es in Deutschland fast 100 % sein.

Die Bevölkerungsprognose für Deutschland verdeutlicht die Gründe hierfür: So wird die Zahl der über 55-Jährigen, die entweder erwerbstätig sind oder einen Arbeitsplatz suchen, deutlich ansteigen. Alle anderen Altersgruppen werden mit Ausnahme der 35- bis 39-jährigen den Voraussagen zufolge schrumpfen (Abbildung 2). Ähnliche Alterungsmuster bei der Erwerbsbevölkerung werden für Griechenland, Estland, Spanien, Lettland, Litauen, Portugal und Slowenien erwartet. Wie und ob die Qualifikationen der in Deutschland ankommenden Flüchtlinge mittelfristig die Qualifikationsnachfrage am Arbeitsmarkt decken können werden, ist noch offen.

Abbildung 2. Veränderungen der Altersstruktur der Bevölkerung im Erwerbsalter und der Erwerbsbevölkerung, 2013-25, Deutschland (in %)

Quelle: Qualifikationsprognosen des Cedefop (2015).

Aufgrund der Alterung der bereits ansässigen Erwerbsbevölkerung treten immer mehr Menschen in den Ruhestand. Die demografischen Trends lassen jedoch darauf schließen, dass auch mehr und mehr Personen in erwerbsfähigem Alter außerhalb des Arbeitsmarkts stehen werden, weil sie familiäre Verpflichtungen haben, krank sind, unter einer Behinderung leiden oder die Hoffnung auf einen Arbeitsplatz aufgegeben haben. Um Beschäftigungsniveau und Wirtschaftswachstum zu sichern, muss Deutschland neue Wege erschließen, unter anderem durch Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen, damit sowohl diese Menschen, von denen viele gut qualifiziert sind, als auch die Neuankömmlinge in den Arbeitsmarkt integriert werden können.

Hinweise für Redakteure

  • Die Prognosen des Cedefop zu Qualifikationsangebot und -nachfrage bis 2025 beruhen auf der weltweiten Wirtschaftsentwicklung bis Oktober 2014. Die Prognosen gehen von einer bescheidenen wirtschaftlichen Erholung aus, die allmählich zu mehr Zuversicht in der EU und damit zu einer verstärkten Investitionstätigkeit, zu höheren Verbraucherausgaben und zu einer Steigerung der Exporte führen wird. Die Inflation liegt im Bereich der Zielvorgabe, das Zinsniveau ist niedrig, und dank höherer Steuereinnahmen können die Regierungen leichter Schulden abbauen. Die Annahmen basieren auf der neuesten Bevölkerungsprognose von Eurostat (Europop 2013) und der kurzfristigen makroökonomischen Prognose der Europäischen Kommission vom November 2014.
  • Die Prognosen des Cedefop beziehen sich auf die 28 EU-Mitgliedstaaten sowie Island, Norwegen und die Schweiz. Die Ergebnisse, Annahmen und angewandten Methoden werden regelmäßig aktualisiert und von nationalen Experten überprüft. Zur Erstellung der Prognosen werden harmonisierte Daten und Methoden herangezogen, um Ländervergleiche zu ermöglichen. Sie sind kein Ersatz für nationale Prognosen. Die Beschäftigungsdaten entsprechen den Angaben in den volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen.
  • Die Prognosen für die EU und die einzelnen Mitgliedstaaten sind abrufbar unter: http://www.cedefop.europa.eu/en/events-and-projects/projects/forecasting-skill-demand-and-supply/skills-forecasts-main-results

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